Oftmals, so auch bei mir, ist der Schritt, einer Aktion freien Lauf zu lassen und sie damit aus der Enge des eigenen Kopfes zu befreien, mit allerlei Fragen und Ängsten verbunden. Diese Fragen und Ängste führen im schlimmsten Fall zu einer Untätigkeit, die selbstredend weder der „Sache“ noch der persönlichen Entfaltung von Nutzen sein können. In der Nachbetrachtung meines ersten Aktionstrainings stellte sich für mich ein dann vollzogenes Aktionstraining als Bindeglied dar, welches den Prozess zwischen Planung und Umsetzung einer Aktion unterstützt und verbindet.
Mein Aktionstraining fand im Rahmen des Castor Transportes 2010 statt und wurde von zwei erfahrenen Trainern geleitet. Die sogenannten Aufwärm-/Lockerungsspiele kamen mir dabei zunächst fehl am Platze vor, da ich eher eine politischere und kämpferische Einleitung erwartet hatte. Die Einleitung sollte sich im Nachhinein jedoch als sehr wertvoll herausstellen und erschien mir in der Nachbetrachtung auch als durchweg logisch. Die darauf folgenden Schwerpunkte Bezugsgruppen und Kommunikation halfen mir erheblich dabei mich auch in größeren Gruppen im weiteren Verlauf der Aktionen gegen den Castor Transport schnell zurechtzufinden.
Der für mich wichtigste Teil war jedoch der abschließende Praxisteil, indem allen Teilnehmern die Möglichkeit gegeben wurde das erworbene theoretische Wissen umgehend in die Praxis umzusetzen. Gerade die praktischen Übungen haben mir ein großes Zusammengehörigkeitsgefühl mit allen an den Aktionen beteiligten Menschen vermittelt. Konkrete Rollenspiele haben mir enorm geholfen mich innerhalb meiner realen Aktionsform angemessen zu verhalten. Das im Training vermittelte und angewendete fortwährende Sprechen über allgemeine und spezielle Situationen innerhalb oder nach einer Aktion führte zu einer besonderen Verbundenheit und Achtsamkeit gegenüber allen Menschen im Aktionsumfeld. Insbesondere die gewaltfreie Körpersprache, auf die im Training viel Wert gelegt wurde, half mir in der Aktion besonnen zu bleiben und dennoch entschlossen zu handeln.
Gerade der Aspekt des gewaltfreien Widerstands war für mich sehr wichtig und ich fühlte mich nach dem Training wesentlich sicherer im Umgang mit drohender Gewalt, da mir einige „Werkzeuge“ vermittelt wurden, mit denen ich meinen Verzicht auf Gewalt untermauern konnte. Im Nachhinein empfand ich das Üben des Durchfließens von Polizeiketten, entschlossen und gewaltfrei, als sehr hilfreich, da ich innerhalb der Teilnahme an einer Aktion plötzlich in vorderster Linie mit eben einer solchen Situation konfrontiert war. Es war mir möglich anhand der Trainingserfahrung die Situation gewaltfrei zu lösen und dabei mein Ziel zu erreichen. Ein höchst amüsanter Aspekt an der Lösung der Situation war der Umstand, dass die Trainer mir im Training vermittelten, dass ich auch nach dem Durchfließen mich im Rücken der Polizei zu den Beamten wenden soll, um weiterhin den Verzicht auf Gewalt zu demonstrieren. Dadurch verlor ich jedoch die Übersicht darüber, was sich nunmehr in meinem Rücken befand. Als ich mich also zurückdrehte konnte ich vor meinen Füßen keinen Boden mehr erkennen und rutsche, auf meinen Hintern landend, einen drei Meter hohen Abhang hinunter, was wiederum bei allen Personen im Umfeld, einschließlich der Polizeibeamten, für Gelächter sorgte. Daraufhin nahm ich beschämt auf einem Sack Stroh Platz. Im weiteren Verlauf der Aktion, die noch sehr lange dauerte, überlegte ich mir dann, dass um mich herum wohl an dem Tag zu dem Zeitpunkt die einzigen zwei Polizeibeamten im Landkreis standen, die noch einmal herzlich lachen konnten.
Abschließend bleibt mir zu berichten, dass sich meine Teilnahme an einem Aktionstraining vollkommen ausgezahlt hat. Sowohl die Vermittlung der Inhalte, als auch die Stimmung der anderen Beteiligten konnten meine am Anfang stehenden Fragen beantworten und meine Ängste in Entschlossenheit umwandeln. Ich kann somit eine Teilnahme an einem Aktionstraining nur befürworten und möchte sie sogar jedem Menschen, der aktiv an einer Aktion teilnehmen möchte, ans Herz legen.
Liebe Grüße
Torben Klages
„…es wird ein Lächeln sein, das sie besiegt.“