Bericht vom Wunde.r.punkt in Gorleben
Bereits am Mittwoch (16.05.) wurde fleißig gearbeitet und aufgebaut, damit um elf Uhr am Donnerstag der Wunde.r.punkt in Gorleben eröffnet werden konnte. Im Rahmen der wendländischen Kulturellen Landpartie finden hier derzeit zahlreiche Veranstaltungen und „Blockiert – die Ausstellung zu gorleben365“ statt.
Alles vor den Toren des Endlagerbergwerkes. Die Blockade der Zufahrten ist erwünscht, die Anwesenheit von vielen Menschen notwendig. Kommt auch weiterhin zahlreich. Nehmt euch frei, bildet Fahrgemeinschaften und bleibt möglichst lange vor Ort. Wir sehen uns auf dem Zufahrtsweg. Es gibt vegane Volxküche, sanitäre Anlagen und täglich kurzweilige Aktionen und Blockaden.
Nach einem ruhigen aber gut besuchten Himmelfahrtstag mit Theaterprogramm und einem abendlichen Jazzkonzert stand ein ereignisreicher Freitag bevor. Blockaden aller Schichtwechsel und die überraschende Räumung der Schlafmöglichkeiten am Wunde.r.punkt durch die Polizei. Die bittere Nachricht ändert jedoch nichts am Tagesablauf, das Schnupper-Blockadetraining und die Veranstaltung „Alles geheim – Neuigkeiten aus dem Gorlebener Untersuchungsausschuss“ finden wie geplant statt, während der Rest der anwesenden Menschen mit Hilfe kurzfristig herbeieilender Unterstützer aus der Region bis zum Nachmittag mit der Polizei um den Erhalt des ganzheitlichen Wunde.r.punktes ringt. Aber wir machen weiter mit Infopunkt, Küche, Infrastruktur und schlafen unter dem Sternenzelt.
Mit über 120 Besuchern startet der Samstag mit einem ökumenischen Gottesdienst und anschließender Versammlung des Versöhnungsbundes vor dem Haupttor. Am Nachmittag jedoch wird von einzelnen PolizistInnen wieder massiv die Tonart verschärft. Manche versuchen mit Schubsen und Einkesseln unsere gewaltfreie Blockade aller Tore zu verhindern. Auch nachts um halb vier ist der Umgang plötzlich wesentlich rauer und ruppiger als in den Nächten zuvor, als wir zu den Toren wollen. Schon lange nicht mehr haben Polizisten derart massiv versucht eine Blockadegruppe von gorleben365 daran zu hindern überhaupt zu den Toren zu gelangen – für den Moment leider erfolgreich.
Die Veranstaltungen sind dafür ums schöner und kraftvoller. Das Konzert von Xamba und TubaLibre ist gut besucht und auch die Castor Moden Schau macht Laune.
An einem ruihgen, sonnigen Sonntag können Besucher der Kulturellen Landpartie vor Tor 2 an einem Salzworkshop rund um das gorlebener Kristallsalz teilnehmen. Am Nachmittag gibt es – wie es sich an einem solchen Tag gehört – Kaffee und Kuchen zum Erzählcafé. Am Abend erklärt der Bürgermeister der Samtgemeinde Gartow, dass die Räumung der Übernachtungsmöglichkeiten am Wunde.r.punkt neu geprüft werde.
Die Frage klärt sich aber auch noch nicht endgültig am Montag. Das, am Vortag eingetroffene, Rechtshilfebüro kümmert sich darum. Mit Salza und Tango wurden Abends alle sechs Zufahrtstore des Endlagerbergwerkes blockiert. Gleich dreimal wurden die TeilnehmerInnen geräumt. Die heute neu eingetroffene Polizeieinheit ging dabei ruhig und besonnen vor – bloß der Tragegriff wurde zT. von ihnen falsch angewendet. Das Schnupper-Blockadetraining am Dienstag wäre deshalb mit Sicherheit auch für die Polizei interessant.
Am Mittwoch wurde unsere Sleep out Blockade um 5:00 Uhr früh geräumt, als es noch schön kühl war. Danach haben wir zu siebt in der Küche Kaffee gekocht, der trotzdem gut geschmeckt hat, ein neues Zelt aufgebaut, die Küche umgeräumt, einen Workshop „Theater der Unterdrückten“ besucht und viele Dinge mehr. Gerade testen wir die AntiAtomsonnen Frisbees von .ausgestrahlt, die soeben mit der Post angekommen sind. Uns fehlen aber noch MitspielerInnen.
Ab dem Nachmittag kann nun auch wieder gezeltet werden auf dem Grünstreifen. Somit kehren wir am Wunde.r.punkt nun endlich wieder zu unsere anfänglichen Infrastruktur zurück. Das eröffnet neue Möglichkeiten für Besucher, die nich mit ins Sternenzelt wollen. Die Nacht auf den Donnerstag verbringen die meisten anwesenden Menschen hier wieder vor den Toren: „Sleep out Blockade“.
Tagsüber gab es eine Slackline- und Sitzblockade auf dem Mastenweg und am Abend gönnten wir uns das selbst gebaute Waldkino auf einer riesen Leinwand.
Die nächste nächtliche Blockade wurde um 4 Uhr geräumt. Gut, dass der Freitag Vormittag recht ruhig war, so konnten wir die Infratsruktur im Camp optimieren für das lange Wochenende.
Nach der Infoveranstaltung der BI Lüchow-Dannenberg brachte am Abend die Band „Blumen & Steine“ Zigeunerswing und Blues auf der Hauptzufahrt zum Enlagerbergwerk zum besten. Gut gelaunt besprachen wir die Lage und planen die wiederkehrende, nächtliche Blockade. Dieses Ritual gehört inzwischen fest dazu und es gibt nur wenig Menschen vor Ort, die die Nacht nicht vor den Toren verbringen. An diesem Abend versuchte uns die Polizei mit Argumenten wie „Fluchtweg freihalten“ abzuschrecken. Doch keine Chance, wir machen weiter. Die spät ankommenden Gäste durften auf einmal keiner weiteren Zelte aufbauen. Die Anzahl wurde durch die Poilzei äußerst willkürlich auf fünf Stück beschränkt. Wir bauen statt vieler kleiner ein großes Schlafzelt auf, so dass alle einen Platz finden.
Der Sonnabend wurde begrüßt mit einem Brunch von ClangVarben. Viele Besucher besichtigten den Wunde.r.punkt mit seiner Ausstellung und die vorhandene Campstruktur. Einige von ihnen blieben sogar, sehr zu unserer Freude. Der Chor, der am nächsten Tag hier singen wird, dehnt schon mal seine Stimmbänder während einer öffentlichen Generalprobe.
Auch an den folgenden letzten zwei Tage lässt der Besucherstrom nicht nach. Der zweite Gorlebener-Salzworkshop wurde am Sonntag erfolgreich durchgeführt und das Erzählcafé findet gegenüber auf dem Salinasgelände statt. Um 16:00 dann ein voller Erfolg, denn an die 30 SängerInnen unterstützten die Sitzblockade und zwangen die Poizei somit zu einer äußerst seltenen Maßnahme: die Räumung von Tor 3. Das anschließende Konzert (mit großem Mitsingteil) versüßte uns die Abendstunden mit fröhlichen und bewegenden Liedern. Als die Dämmerung hereinbrach, stellte graswurzel.tv die neuesten und frisch gedrehten Kurzfilme aus Frankfurt von der Blockupy-Bewegung vor und zeigte anschließend ihre DVD vom Castor 2011.
Die letzten zwei Schichtwechsel-Blockaden am Montag waren erfolgreich. Auch das Schnupper-Blockadetraining ist mal wieder sehr gut besucht. Um 18:00 Uhr ist die KLP dann schließlich vorbei und wir schließen unseren wunde.r.punkt. Die Vokü zaubert für alle beteiligten ein wunderbares Abschlussessen….