AU-Blockade (Aktionsunterstützung von X-tausendmal quer)
Es ist Montagabend – Lagerfeueridylle auf einem Hof in der Nähe von Gorleben. Nach und nach treffen hier nun die AktivistInnen der Aktionsunterstützung von X-tausendmal quer ein. Es soll ein mehrtätiges Treffen werden, mit geselligem Beisammensein, schließlich kommen wir aus allen möglichen Ecken Deutschlands und sehen uns nicht allzu oft. Zwischendurch wollen wir an einem Tag auch unser Materiallager etwas aufräumen, nach den letzten Blockaden sieht es da jetzt etwas chaotisch aus.
Und dann wäre da noch die Aktion, die „AU-Blockade“ im Rahmen der Kampagne gorleben365, die soll am Mittwoch stattfinden.
Am Lagerfeuer werden die Ideen ausgetauscht. Es wird eine Ankettaktion werden, diverse Materialen werden gesichtet und Pläne geschmiedet. Schließlich werden wir von unserer eigenen Motivation überrascht. Wir wollen alle sechs Tore zum Erkundungsbergwerk durch anketten unpassierbar machen. Nur dann macht die Aktion für uns Sinn. Dachten wir zu Beginn unserer Planungen doch nur an vier Tore. Problem ist nur, wir müssen beim Material improvisieren und uns personell neu aufstellen.
Am Dienstagabend ist klar, wir sind genug TeilnehmerInnen und haben ausreichend Material für die Blockade, wie wir sie uns vorstellen. Es werden Pärchen für die Tore gebildet, das Material wird verteilt und wir proben. Die Vorbereitungszeit ist wahrlich nicht lange und es wird ein anstrengender Abend. Es wird viel diskutiert, alle Eventualitäten durchgesprochen, schließlich wollen wir das Risiko für Verletzungen minimieren. Die größte Sorge machen uns dabei die beiden automatischen Rolltore, die für die angeketteten Aktivisten eine ernstzunehmende Gefahr darstellen, sollten sie bedient werden solange sie daran festgemacht sind.
Am Mittwochmorgen wird noch einmal der Ort des Geschehens inspiziert. Sind Polizeikräfte vor Ort? Bisher scheint die Luft noch rein zu sein. Um 11.40 Uhr, nach dem Uhrenvergleich, brechen wir bei strahlendem Sonnenschein schließlich alle zusammen auf.
Wir setzen uns zunächst alle vor ein Tor, packen unsere Banner und Schirme aus. Alles ist ruhig. Wir beschließen die Gunst der Stunde zu nutzen und verlegen den geplanten Zeitpunkt des Festkettens 15 Minuten vor, auf 12.15 Uhr. Auf geht’s, wir verteilen uns wie abgesprochen vor die sechs Tore. Die Nervosität steigt. Etwa gegen 12 Uhr sitzen wir alle vor ihren Toren. Die Minuten vergehen schnell.
Hoffentlich schaffen wir es alle, sollte unser Vorhaben an einem Tor nicht gelingen, platzt quasi die ganze Aktion. Die Wachleute haben uns gesichtet, behalten uns im Auge, lassen uns aber in Ruhe. Endlich, 12.15 Uhr! Los geht’s, nur nicht hektisch werden. 10 Minuten später ist klar, der Plan ging auf, alle haben es geschafft! Schön! Wir entspannen uns. An den Toren ist es heiß. Aber es ist nett, an einem Tor werden französische Vokabeln gelernt, am anderen Tor wird bei Facebook gepostet, an anderen Toren wird im Material „gelitten“, alle warten, was passiert. Keine Polizei zu sehen. Ein Fotograf kommt vorbei. Auf den Bildern sehen wir später, dass jedes Tor sein ganz eigenes „Flair“ und seine eigene Stimmung hat.
Knapp zwei Stunden später schneidet der Werkschutz ein Loch in den Zaun, um den Schichtwechsel durchführen zu können. Bei den baulichen Verhältnissen ist dies leider eine recht einfache Option. Der Verkehr fließt wieder. Der Betreiber des Endlagerbergwerks ist uns ausgewischen und zerstört lieber seine eigene Anlage. Wir beschließen also einen Zeitpunkt, an dem wir unsere Aktion für diesen Tag beenden wollen. Als wir uns eben losmachen, kommt doch noch die Polizei. An einem Tor werden die Personalien aufgenommen. Die Polizei meint, es könnte sich um Nötigung handeln. Bei den anderen 5 Toren ist schon alles vorbei ehe die Beamten dort eintreffen.
Zurück auf dem Hof treffen wir uns zu einer Abschlussrunde, im Schatten eines Walnussbaums. Alle sind guter Dinge, es war eine gelungene Aktion. Wir freuen uns, dass alles so stressfrei und entspannt ablief. Wir lassen den Tag mit einem Bad in der Elbe und einem gemeinsamen Essen ausklingen. Mal schauen, was uns heute Abend so einfällt…