Kampagne von
X-tausendmal quer
und KURVE Wustrow
anti akw sonne

2012-07-27 Schichtwechselblockade

Es sollte eine ganz große Nummer werden: Mehrere verschiedene Aktionsgruppen kommen zusammen und bündeln ihre Kräfte, indem sie sich jeweils an einem Tor einer kreativen Aufgabe stellen, um anschließend am nächsten Tor mit einer anderen Gruppe die Schicht zu wechseln – eine ganztägige Schichtwechselblockade halt. Unsere Vision lag bei insgesamt 50 bis 100 Beteiligten. Soweit der Plan.

In der Realität sah das ganze dann aber doch ziemlich anders aus… Statt der erhofften 100 „Arbeiter“ kam gerade mal eine Schicht mit fünf Mitarbeitern zum Dienst. Ab und an erhielten wir vereinzelt freundliche Unterstützung von Zeitarbeitern, worüber wir uns sehr freuten. Unsere ursprünglichen Pläne, alle sechs Tore dicht zu machen, mussten wir trotzdem wegen des großen Personalmangels verwerfen. Wir entschlossen uns, mit den uns zur Verfügung stehenden (Transport-) Mitteln die beliebte Zufahrt vor der Y-Gabelung zu Tor 1 und Tor 2 zu blockieren.

Wir waren sehr pünktlich um 4.45 Uhr angekommen und die Polizei war auch schon da. Dann ging alles sehr schnell: Zwei Autos auf die Grünstreifen, Anhänger auf, allen Kleinkram auf der Straße verteilen und zum Schluss mit gemeinsamen Kräften das Klavier raushieven. Kaum waren wir fertig, sah man schon die Autoscheinwerfer einer kleinen Kolonne, die just in diesem Moment das Bergwerksgelände verließ und einen Umweg durch die Feldwege nehmen musste. Wir freuten uns, augenscheinlich zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein!
Unsere erste Begegnung hatten wir mit zwei Polizisten, die überrascht taten und meinten, hier sei ja gar nichts angemeldet gewesen. Naja, sicherlich waren sie wegen des schönen Sonnenaufgangs schon vor uns vor Ort… Bald darauf kam ein Zeitungsausträger zu uns herangefahren. Er war uns wohlgesonnen, nahm den Umweg willig in Kauf und schenkte uns für’s Frühstück noch eine druckfrische Zeitung – sehr nett!

Zwei von uns schlafen sich erstmal aus, während ein dritter für frische Brötchen sorgt. Während immer mal wieder vereinzelnd Autos schon weit vor uns wendeten, kann irgendwann ein Mann auf seinem Motorrad rangefahren. Er sagte Moin, stieg ab, sagte nochmal Moin und lief zielgerichtet mit seinem Fotoapparat zum Bergwerk. Wir amüsierten uns über sein Auftreten und rätselten, wer das sei und was er vorhabe. Nachdem er einige Bilder vom Bergwerk geschossen hatte, kehrte er mit schnellem Schritt zu uns zurück, meinte dass er die Bilder bräuchte und das Licht dafür gerade gut stehe. Ein kurzes Tschüß und weg war er.

Auf dem Titelblatt der Zeitung war ein LKW-Stau abgebildet und wir waren gespannt, ob wir nicht auch solche Bilder produzieren könnten! Es wurde ein LKW, der Farben bringen wollte. Der Fahrer war sehr sauer und fragte, ob hier nächsten Freitag, wenn er wiederkäme, wieder so ein Scheiß laufen würde. Unsere Antwort: „Schon möglich.“ Er kehrte um und fuhr weg – die Feldwege waren ihm anscheinend zu holperig.

Sandra nahm sich am Vormittag das Klavier vor und reparierte es in liebevoller Arbeit mit provisorischen Mitteln – anschließend noch durchstimmen und alle waren glücklich! Dann erst bemerkten wir, dass unsere Aktion in einem Zeitungsartikel groß angekündigt war: „Erstmals sollen an einem Tag alle Tore zum Betriebsgelände zu allen Schichtwechseln blockiert werden…“ Wir nahmen es mit viel Humor auf.
Während gegen Mittag eins unser Autos zum Pizza holen unterwegs war, durchbrach ein wütender Mann mit seinem Roller unsere dünner gewordene Blockade. Zum Glück nahm dabei niemand Schaden. Es wurde immer heißer und wir genossen die Sonne, die Klaviermusik und die auffällig präsente.. Stille. Wo blieben eigentlich die Autokolonnen für den Mittagsschichtwechsel? Und warum waren es am Morgen so wenige, die unserer Blockade weichen mussten? Nach einem Kontrollgang an den Zaun dämmerte es uns.. Die Parkplätze waren gähnend leer, die Arbeiter waren also gar nicht erst zur Arbeit gekommen… Wir interpretieren dieses Verhalten als Reaktion auf unsere große Ankündigung. Somit haben wir mit dieser Blockade dafür gesorgt, dass die Arbeiten in Gorleben einen weiteren ganzen Tag ausgesetzt wurden. Das arbeitsfreie Wochenende der Arbeiter um den Freitag zu erweitern wäre doch mal ein gutes Ziel der Kampagne für die kommenden Monate…

Wir danken den Kampagnenleitern, Trainerinnen um dem Unterstützer von gorleben365 für die tolle Betreuung und Unterstützung!
Bis bald wieder in Gorleben!
Tobi

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